Europäische Wildkatze

Artensteckbrief - Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)

Sie ist eine Rarität: Die Europäische Wildkatze war in Öster­reich lange Zeit als ausgestorben betrachtet worden. Diese Ein­schätzung in der Roten Liste ist heute nicht mehr zutreffend. Dennoch ist sie vom Aussterben bedroht.

Durch die sehr heimliche Lebensweise der Wild­katze und die optische Verwechslungsgefahr mit manchen Haus­katzen blieben die wenigen Exemplare, die in den Wäldern der grenznahen Gebiete in Österreich leben, lange Zeit unentdeckt.

Der erste Wildkatzenhinweis stammt vom Rande des Naturparks Nordwald im Jahr 2003. Danach gab es noch mehrere Hinweise aus der Naturparkgemeinde Bad Großpertholz und schließlich im Jahr 2007, 2008 und 2014 Wild­katzen­nachweise im Thayatal. Es ist somit sicher, dass die Wildkatze im Waldviertel zu Hause ist – wenn auch in sehr kleiner Zahl. Christian Übl von der Wildkatzen­forschungsstelle im Nationalpark Thayatal hielt im April 2014 fest: „Wir vermuten auf­grund der vielen Sicht­hinweise, dass es so etwas wie eine versteckte Wildkatzenpopulation im Waldviertel gibt“.

Im Gegensatz zur Hauskatze lebt die Europä­ische Wildkatze in Wäldern. Diese müssen mit Felsen, Wurzeltel­lern umgestürzter Bäume, lie­gendem Totholz, abgestorbenen Bäumen, Lichtungen, Waldwiesen, Gewäs­sern und abwechslungsreichen Waldrändern vielseitig aus­gestattet sein und zahlreiche Versteckmöglichkeiten und sichere Höhlungen bereit­halten, in denen die Wildkatzenkinder zur Welt kommen.

Gleichzeitig darf es in den Wäldern nur sehr wenige menschliche Störungen geben und die Wildkatzenlebensräume dürfen nicht durch Stra­ßen zerschnitten werden. Die zusammenhängenden Wälder in der Na­tur­parkgemeinde Bad Großpertholz und angrenzend im Novohradské hory sind von der Größe und ihrer ursprünglichen Ausstattung mit Fel­sen und vielen Fließgewäs­sern ideal für die Wildkatze.

Es ist allerdings erforderlich, dass mehr Natur in unseren Wäldern zugelassen wird, damit die Wild­katze ihr Zu­hause dauerhaft beziehen kann: viel Totholz, Lichtungen, Waldwiesen und abwechslungsrei­che Waldränder mit Hecken. Des Weiteren ist es erforderlich, die großen Wälder mit anderen Waldgebieten, die der Wildkatze ein Zuhause bieten können, zu verbinden, damit die jungen Katzen gefahrlos ein eigenes Revier suchen können und ein genetischer Austausch hergestellt wird. Die größte Gefahr für die Europäische Wildkatze ist das dichte Stra­ßennetz und der hohe Zersiedelungsgrad. Straßen und Siedlungen bilden ein Ausbreitungshindernis, und es besteht für die Katze die hohe Gefahr beim Queren der Straße überfahren zu werden.

Die Wildkatze ernährt sich überwiegend von Wühlmäusen. Gelegentlich kommen auch andere kleine Säugetiere, Vögel, Reptilien oder Fische hinzu – sie stellen aber eine Ausnahme auf dem Speiseplan der Wildkatze dar. Im Winter ernährt sich die Wildkatze, insbesondere in Gebieten mit langanhaltender, höherer Schnee­lage, auch von toten Tieren, da sich die Jagd auf Mäuse bei Schnee als schwierig erweist.